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Die Infoplattform zur Endlagersuche.

„Die Endlagersuche müsste schon in der Schule Thema sein“

Ein Endlager für Atommüll, was geht mich das an? Eine ganze Menge – sagen diese drei jungen Bürger:innen. Maria, Farras und Marcus haben Workshops von BASE und BGE besucht, die Schüler:innen und Studierende an der Endlagersuche beteiligen. Hier erzählen die drei, warum sie sich in die Debatte einmischen.

Drei junge Menschen vor farbigem Hintergrund

Maria Lichtenauer, geboren 1999, stammt aus dem Bayerischen Wald.

Foto von Maria Lichtenauer
Quelle: Photo Büttner Maria Lichtenauer

Maria studiert Biologie in Regensburg. Für die Endlagersuche interessiert sie sich, weil sie für junge Leute in ihrer Heimat besonders wichtig werden könnte >>>

„Der Bayerische Wald kommt wie viele andere Regionen als Standort für ein Endlager infrage. Heute ist das zwar noch nicht absehbar, aber wenn es tatsächlich dort hinkommt, werden später einmal die hochradioaktiven Abfälle auf Zügen durch Regensburg rollen. Und auch, wenn kein Endlager im Bayerischen Wald gebaut wird, könnte ein paar Kilometer weiter eines entstehen: gleich hinter der Grenze im Böhmerwald, unter dem Tschechien seine hochradioaktiven Abfälle endlagern möchte.
Ich bin übrigens nicht gegen ein Endlager, denn irgendwo muss es ja gebaut werden. Bevor man eine Abwehrhaltung entwickelt, sollte man sich informieren. Mir ist die Wichtigkeit dieses Unterfangens Endlager erst bei einer politischen Veranstaltung klar geworden. Meine und nachfolgende Generationen müssen die Planungen von heute ja in der Zukunft umsetzen. Weil ich neugierig wurde, habe ich mehr Informationen gesucht und bin schließlich in dem Workshop für die junge Generation gelandet. Dort konnte ich Fragen an die Expert*innen stellen. Ich finde vor allem die Geologie interessant: Welche Gesteine bieten ein sicheres Umfeld? Jetzt habe ich besser verstanden, was alles getan wird, um einen sicheren Standort zu finden.“

Farras Fathi, geboren 1997, studiert Politikwissenschaften und schreibt seine Bachelorarbeit über Öffentlichkeitsbeteiligung.

Foto von Farras Fathi Farras Fathi
Quelle: privat Farras Fathi

Farras vergleicht die Endlagersuchen in fünf Ländern. 2019 nahm der Münchner erstmals an einem Workshop zur Endlagersuche teil – und will seitdem selbst mitreden. Das sollten noch mehr junge Menschen tun, findet er >>>

„Für die Endlagersuche ist die junge Generation ganz besonders wichtig. Das meine ich nicht in geologischer Hinsicht: Junge Menschen sind nicht besser darin, mögliche Standorte zu beurteilen. Ich spreche hier die Beteiligung an: Gerade in meiner Generation braucht es eine breite Akzeptanz für den Prozess und schließlich auch für die Standortentscheidung.
Deutschland ist spät dran mit der Suche, aber ich finde trotzdem gut, dass alles in Ruhe geregelt wird. So ist jetzt schon klar, dass die hochradioaktiven Abfälle rückholbar sein müssen – man muss sie also später aus dem Endlager herausholen können, zum Beispiel, weil Fachleute inzwischen eine bessere Lösung gefunden haben.
Bei Veranstaltungen wie dem Workshop können alle Teilnehmer:innen ihre Fragen stellen. Das trägt sehr dazu bei, die Zusammenhänge besser zu verstehen. Das Thema ist schließlich kompliziert, da muss jede:r erstmal einen Zugang finden. Ich hoffe, dass solche Veranstaltungen eine Art Netzwerk schaffen. In dem Sinne, dass wir nachher rausgehen und mit Kommiliton:innen oder Freund:innen darüber sprechen und ihnen vermitteln: die Endlagersuche ist wichtig.“

Marcus Frenzel, geboren 1992, studiert Geoumwelttechnik in Clausthal-Zellerfeld.

Foto von Marcus Frenzel
Quelle: privat Marcus Frenzel

Im Studium spezialisiert sich Marcus auf Management und Endlagerung radioaktiver Abfälle. Den Beteiligungsprozess findet er genauso spannend wie das, was im Anschluss daran unter Tage passieren wird >>>

„Die Standortsuche ist für mich faszinierend, weil sie so eine langfristige Herausforderung darstellt. Selbst wenn ich, als Teil der heute jungen Generation, mein Berufsleben abschließe, wird es immer noch Leute brauchen, die sich um das Endlager kümmern. Das Thema schreckt aber auch viele ab. Zu Beginn meines Studiums waren wir nur zwei Erstsemesterstudenten, die sich auf Endlager spezialisieren wollten. Viele befürchten wohl, als ‚Kerni‘ abgestempelt zu werden – also als alte Verfechter der Kernenergie. Dabei geht es darum ja gar nicht.
Der hochradioaktive Abfall ist nun einmal da und wir müssen das Problem gemeinsam lösen. Das ist eine langfristige Aufgabe. Ich glaube, einige Jüngere wissen durch die Workshops nun besser, wie sie sich daran beteiligen können. Niemand sollte sich abschrecken lassen, wenn er oder sie ‚Geologie‘ oder ‚Wirtsgesteine‘ hört.
Meiner Meinung nach müsste die Standortsuche schon Thema in den Schulen sein, um Berührungsängste abzubauen und eine Informationsbasis aufzubauen. Denn nur gemeinsam können wir die Suche schaffen.“