Nachdem im April 2023 das letzte deutsche Atomkraftwerk abgeschaltet wurde, bleiben 27.000 Kubikmeter hochradioaktiver Abfälle übrig. Für diese Abfälle wird derzeit ein Endlagerstandort in Deutschland gesucht. Das BASE beaufsichtigt diese Suche.
Herkunft hochradioaktiver Abfälle
Hochradioaktive Abfälle stammen überwiegend aus verbrauchten Brennelementen, die in Atomkraftwerken oder Forschungsreaktoren eingesetzt wurden. Bestrahlte Brennelemente strahlen aufgrund der enthaltenen Spaltprodukte erheblich stärker als unbestrahlte Brennelemente.
Ein Teil der abgebrannten Brennelemente aus Deutschland wurde in Frankreich und Großbritannien wiederaufgearbeitet – das heißt, aus den abgebrannten Brennelementen wurden Uran und Plutonium in einem großtechnischen Prozess abgetrennt und teilweise in neuen Brennelementen verarbeitet. Dabei entstehende Abfälle wurden zum Teil bereits nach Deutschland zurückgeführt beziehungsweise kommen in den nächsten Jahren zurück nach Deutschland. Da die Wiederaufarbeitung zu zusätzlichen Transporten, Umweltbelastungen und der Proliferation beiträgt, ist sie seit 2005 in Deutschland verboten. Ein großer Teil der hochradioaktiven Abfälle wird daher in Form abgebrannter Brennelemente gelagert.
Wie gefährlich sind hochradioaktive Abfälle?
Nach dem Einsatz im Reaktor strahlen Brennelemente stärker als vorher. Wie geht man mit ihrer Gefährlichkeit um und wie schützen Castorbehälter?
Wie gefährlich sind hochradioaktive Abfälle?
Gesamtmenge des Atommülls
Der Anteil hochradioaktiver Abfälle am Gesamtvolumen der radioaktiven Abfälle in Deutschland beträgt rund 5 Prozent – sie enthalten jedoch rund 99 Prozent der gesamten Radioaktivität aller Abfälle.
Die energiereiche Strahlung, die von den Abfällen ausgeht, kann noch viele hunderttausende Jahre Mensch und Umwelt gefährden. Nachdem im April 2023 das letzte deutsche Atomkraftwerk abgeschaltet wurde, bleiben insgesamt rund 1750 Behälter mit hoch radioaktiven Abfällen übrig (27.000 Kubikmeter).
Wo befinden sich die hochradioaktiven Abfälle derzeit?
Derzeit lagern die hochradioaktiven Abfälle in 16 oberirdischen Zwischenlagern in der gesamten Bundesrepublik. Zusätzlich befinden sich weitere hochradioaktive Abfälle aus Deutschland in den Wiederaufarbeitungsanlage in Sellafield (Großbritannien). Die Bundesrepublik Deutschland ist zur Rücknahme dieser Abfälle verpflichtet. Einem zwischen Bundesumweltministerium, Energieversorgungsunternehmen und Bundesländern abgestimmten Konzept zufolge sollen die Abfälle aus der Wiederaufarbeitung auf die Standortzwischenlager Philippsburg (Baden-Württemberg), Biblis (Hessen), Brokdorf (Schleswig-Holstein) und Isar (Bayern) verteilt werden.
Können in das Endlager für hochradioaktive Abfälle auch schwach- oder mittelradioaktive Abfälle eingelagert werden?
Das Standortauswahlgesetz lässt die Endlagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen am Standort des Endlagers für hochradioaktive Abfälle nur dann zu, wenn die bestmögliche Sicherheit der eingelagerten hochradioaktiven Abfälle zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt wird. Da das StandAG nur die Kriterien für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle definiert, kann eine Festlegung für einen Endlagerstandort für schwach- und mittelradioaktive Abfälle nicht im Rahmen des aktuellen Standortauswahlverfahrens erfolgen. Es wird nur die prinzipielle Möglichkeit einer Endlagerung am gleichen Standort anhand des prognostizierten Platzbedarfs (Fläche und Volumen) geprüft. Eine Endlagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen am selben geografischen Standort wäre nur in einem separaten Endlager unter räumlicher Trennung der beiden Grubengebäude zulässig. Für sehr geringe Mengen dieser Abfälle gelten besondere Bedingungen.
Was unterscheidet die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle von den hochradioaktiven Abfällen?
Schwach- und mittelradioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeleistung enthalten vorwiegend kurzlebige radioaktive Stoffe mit kleinerer Halbwertszeit. Sie entstehen in Atomkraftwerken und anderen kerntechnischen Anlagen im Betrieb, bei Wartungs- und Reparaturarbeiten sowie bei ihrem Rückbau. Sie entstehen außerdem durch die Anwendung von Radionukliden in der Forschung, der Medizin und der Industrie. Beispiele sind kontaminierte Abwässer, Schutzbekleidung oder Werkzeuge, aber auch ausgediente Strahlungsquellen aus Industrie und Medizin.
Hochradioaktive Abfälle mit nicht vernachlässigbarer Wärmeleistung sind insbesondere die beim Betrieb eines Atomkraftwerks oder Forschungsreaktors anfallenden abgebrannten Brennelemente sowie die im Rahmen der Wiederaufarbeitung anfallenden verglasten Spaltprodukte. Aufgrund der hohen Strahlung und Wärmeleistung müssen diese Abfälle in speziellen Behältern (zum Beispiel CASTOR-Behältern) gelagert werden.
Bis heute steht in Deutschland kein betriebsbereites genehmigtes Endlager für radioaktive Abfälle zur Verfügung. Deshalb werden radioaktive Abfälle aus dem Betrieb und der Stilllegung von Atomkraftwerken und Forschungsreaktoren bis zu ihrer Verbringung in ein Endlager zeitlich begrenzt in Zwischenlagern aufbewahrt.