Alternative und verworfene Entsorgungsoptionen hochradioaktiver Abfälle
Für seine hochradioaktiven Abfälle sucht Deutschland ein tiefengeologisches Endlager. Andere Ideen für den Umgang mit diesen Abfällen stellen momentan keine realistischen Alternativen dar.
Endlagerung in tiefen Gesteinsschichten
Der Deutsche Bundestag sprach sich 2017 mit breiter Mehrheit für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle in tiefen Gesteinsschichten aus. Er legte ein Verfahren fest, mithilfe dessen innerhalb Deutschlands ein langfristig sicherer Standort anhand vorher festgelegter Kriterien gefunden werden soll.
Zum Start der Endlagersuche wurde gesetzlich festgelegt, dass eine Standortentscheidung im Jahr 2031 angestrebt wird. Die Arbeiten der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) mbH nehmen nach aktuellen Angaben der BGE mbH aber erheblich mehr Zeit in Anspruch als erwartet. Die daraus zu ziehenden Schlüsse für das Verfahren werden nun von den beteiligten Institutionen ausgewertet.
Der Entscheidung 2017 waren intensive Diskussionen in der Endlagerkommission vorausgegangen. Sie hatten zum Ergebnis, dass aus wissenschaftlicher Sicht derzeit keine andere Entsorgungsoption mit einem so hohen Sicherheitsniveau wie die tiefengeologische Endlagerung zur Verfügung steht.
Laufende Bewertung alternativer Entsorgungsmöglichkeiten
Im Sinne eines selbsthinterfragenden Verfahrens hat der Gesetzgeber dem BASE den Auftrag gegeben, diesen Wissensstand regelmäßig zu prüfen und alternative Entsorgungsoptionen zu bewerten. Im Abschlussbericht der Endlagerkommission werden die folgenden Alternativen zur Endlagerung in einem Endlagerbergwerk genannt:
Alternative Entsorgungsoptionen
Endlagerung hochradioaktiver Abfälle in tiefen Bohrlöchern
Die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle in Bohrlöchern wird seit den 1950er Jahren diskutiert. Die meisten Konzepte gehen dabei von vertikalen Bohrlöchern mit einer Tiefe von bis zu 5000 Meter aus. Als Einlagerungshorizont werden in der Regel kristalline Gesteine des Grundgebirges in Tiefen zwischen 3000 und 5000 Meter angenommen.
Bis heute existieren nur wenige Konzepte zur Endlagerung in tiefen Bohrlöchern, von denen bisher keines umgesetzt wurde. Eine wirtschaftliche Umsetzung erscheint nur für kleine Abfallinventare denkbar, die in einer geringen Anzahl von Bohrlöchern günstiger als in einem Endlagerbergwerk entsorgt werden könnten. Keines der bisher veröffentlichten Konzepte hat Industriereife erlangt. Eine Umsetzung erfordert in jedem Fall weitere Forschung und Entwicklung. Für die Bundesrepublik Deutschland ist angesichts des zu entsorgenden Inventars, des Entwicklungsstands der Bohrlochkonzepte und des laufenden Standortauswahlverfahrens eine Entsorgung hochradioaktiver Abfälle in tiefen Bohrlöchern nach heutigem Stand keine Option.
Entsorgung in Langzeitzwischenlagern
Auch nach Inanspruchnahme einer Langzeitzwischenlagerung ist ein Endlager in Deutschland erforderlich. Notwendige Einschlusszeiten und Größe des Endlagers ändern sich durch eine vorgeschaltete Langzeitzwischenlagerung nicht. Die technischen Randbedingungen einer Langzeitzwischenlagerung sind aus heutiger Sicht realisierbar. Die über mehrere Jahrhunderte zu erwartenden Alterungsprozesse im radioaktiven Inventar und deren Auswirkungen sowie mögliche zukünftige Bedrohungen aufgrund ziviler und naturbedingter Einwirkungen sind aber nicht prognostizierbar.
Ein für viele nachfolgende Generationen anstehender Sanierungsbedarf der Gebinde, der entsprechende Know-how-Erhalt, die sicherheitstechnischen, gesellschaftlichen, organisatorischen und finanziellen Aspekte sprechen gegen eine aktive Verfolgung einer solchen Strategie. Sollte der Gesellschaft dennoch eine Langzeitzwischenlagerung mangels Endlager aufgenötigt werden, müssen die Alterungsmechanismen von Behältern und Inventaren weiterhin wissenschaftlich erforscht und der Kenntnisgewinn in der Praxis Berücksichtigung finden.
Entsorgung durch Partitionierung und Transmutation
Auch beim Einsatz von Verfahren zur Partitionierung und Transmutation wäre ein Endlager in Deutschland erforderlich. Die notwendigen Einschlusszeiten und die Größe des benötigten Endlagers würden sich nicht wesentlich ändern. P&T-Technologien stehen heute großtechnisch nicht in ausreichendem Maße zu Verfügung, um alle Abfallarten und alle Transuranelemente behandeln zu können. Sie müssten erst entwickelt werden.
Eine P&T-Behandlung der deutschen Abfälle würde mindestens 100 bis 150 Jahre dauern. Notwendig wäre der großtechnische Einsatz von Transmutationsreaktoren, Wiederaufbereitungs- und Brennstofffertigungsanlagen – mit den entsprechenden radiologischen Risiken. Zur Nutzung von P&T wäre ein neuer gesellschaftlich tragbarer Konsens zur Nutzung nukleartechnischer Anlagen notwendig.
Verworfene Entsorgungsoptionen
Warum schießt man die radioaktiven Abfälle nicht einfach in den Weltraum? Warum lagert man sie nicht im arktischen Eis oder im Inneren der Erde?
Faszinierende Ideen – das Problem wäre aus den Augen, aus dem Sinn.
Expert:innen haben diese Ideen geprüft und am Ende verworfen. Hier erfahren Sie, warum.
In den Weltraum
Ins Erdinnere
Ins Eis
Ins Ausland
Forschung im BASE
Forschung hinterfragt bestehendes Wissen, Konzepte und Methoden, untersucht offene Fragen und schließt Wissenslücken. Für das BASE ist Forschung ein wesentliches Instrument, um Sicherheit in der nuklearen Entsorgung weiterzuentwickeln.
Forschung zu alternativen Entsorgungsoptionen
Nationale und internationale Entwicklungen
Bereits diskutiert werden Optionen wie Bohrlochlagerung, Langzeitzwischenlagerung und Partitionierung und Transmutation. Neben diesen Alternativen sind im Forschungsprojekt aber auch mögliche neue Alternativen und Ansätze zu identifizieren und zu bewerten.
Das BASE hat 2020 ein Forschungsprojekt zu alternativen Entsorgungsoptionen initiiert, das 2023 endete. Im Rahmen dieses Projektes wird der Stand von Wissenschaft und Technik (W&T) analysiert und jährlich darüber berichtet. Die Ergebnisse werden das BASE dabei unterstützen, die Öffentlichkeit zu informieren und Anfragen qualifiziert nach dem Stand von W&T beantworten zu können.
Aus Sicht des BASE lässt sich festhalten, dass die geplante Entsorgung der hochradioaktiven Abfälle in einem Endlagerbergwerk die sicherste Lösung ist - zum jetzigen Zeitpunkt und in absehbarer Zukunft. Das BASE wird Entwicklungen im Bereich alternativer Entsorgungstechnologien weiter beobachten.