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Die Infoplattform zur Endlagersuche.

Lösungen anderer Länder

So wie Deutschland müssen viele weitere Länder weltweit eine Lösung für den Umgang mit hochradioaktiven Abfällen finden. Was zum Beispiel Finnland, Frankreich, Schweden oder die Schweiz machen, lesen Sie auf dieser Seite.

Im Besucherzentrum des Kernkraftwerks Oikiluoto steht ein Modell der später verwendeten Abfallbehälter.

Endlagerung in Finnland

Das Wirtsgestein

Granit unter der Insel Olkiluoto im Südwesten Finnlands

Das Auswahlverfahren

Endlager in Finnland Endlager Olkiluoto Onkalo Finnland
Quelle: dpa Einlagerungstest in Onkalo: Ein Kupferbehälter wird in ein tiefes Bohrloch versenkt.

In den skandinavischen Ländern wurde Kristallingestein als Wirtsgestein für die Endlagerung von hochradioaktiven Abfällen ausgewählt. Andere Wirtsgesteine stehen in Skandinavien, im Gegensatz zu Deutschland, nicht zur Auswahl. In Finnland sind vier Standorte sowohl übertägig als auch mit Bohrungen untersucht worden, welche alle als geeignet eingestuft wurden. Zwei der als geeignet eingestuften Gemeinden haben sich anschließend um den Standort beworben. Wegen des größeren Platzangebots und der bereits vor Ort befindlichen Mehrheit der Abfälle fiel die Entscheidung dann auf Olkiluoto. Am 12. November 2015 genehmigte die finnische Regierung den Bau des weltweit ersten Endlagers für hochradioaktive Abfälle, die Bauarbeiten begannen im Dezember 2016 und sind inzwischen abgeschlossen. 2023 soll der Probebetrieb des Endlagers „Onkalo“ (deutsch: Höhle) erfolgen, die Inbetriebnahme ist für Mitte der 2020er-Jahre geplant.

Die Öffentlichkeitsbeteiligung

Für die Standortentscheidung legte das finnische Gesetz die Einbindung der betroffenen Kommunen, der regionalen und überregionalen Verwaltungen und Organisationen fest. Zudem gab es öffentliche Anhörungen. Bei einer Abstimmung über die Standortgemeinde gaben 70 Prozent der finnischen Bevölkerung dem Endlager in der Gemeinde Eurajoki ihre Zustimmung. Auch der Gemeinderat unterstützte die Entscheidung.

Die Betreiberin des zukünftigen Endlagers hat beim finnischen Wirtschaftsministerium einen Antrag auf eine Betriebserlaubnis der Konditionierungsanlage und des Endlagers gestellt. Bis 15. September 2022 bestand – auch für die deutsche Bevölkerung – die Möglichkeit, zu diesem Antrag Stellung zu nehmen.

Das Einlagerungskonzept

Das Einlagerungskonzept des Betreibers Posiva sieht zum Schutz vor eindringendem Grundwasser vor, die ausgedienten Brennelemente in dicht verschlossenen, mit Kupfer ummantelten Behältern in das Endlager zu verbringen. Diese Behälter sollen gasdicht und korrosionsbeständig sein. In 400 bis 450 Metern Tiefe sollen diese mit Bentonit umhüllt werden – einem quellfähigen Ton, der bei Kontakt mit Wasser sein Volumen erhöht und somit die Hohlräume schließen soll. Geplant ist, die Behälter vertikal in Bohrlöchern oder horizontal in Einlagerungstunnel einzulagern. Die Einlagerungstunnel werden mit komprimierten Tonblöcken verschlossen.

Weitere Informationen

Endlagerung in Frankreich

Das Wirtsgestein

Tonformation in den Departements Meuse und Haute-Marne, etwa 150 Kilometer vom Saarland entfernt

Das Auswahlverfahren

Ein Schacht im Bau im Endlager in Frankreich Mögliches Endlager für Atommüll in Bure, Frankreich
Quelle: dpa Mögliches Endlager für radioaktiven Abfall in Bure, Frankreich

Im Dezember 1991 verabschiedete das Parlament einstimmig ein Gesetz, das die Grundlage für die Endlagersuche darstellt. Insgesamt 30 Kommunen erklärten sich anschließend mit der Einrichtung eines Untertagelabors einverstanden. Im Dezember 1998 genehmigte die Regierung die Errichtung eines solchen Labors in einer 160 Millionen Jahre alten Tonformation bei Bure, an der Grenze zwischen den Departements Meuse und Haute-Marne. Hier wurden diverse Untersuchungen und Experimente zur Einlagerung im Ton sowie zu den Eigenschaften dieser spezifischen Tonlagerstätte durchgeführt.

2012 gab die französische Regierung bekannt, dass nördlich des Untertagelabors Bure das Endlager entstehen soll. Die Projektkosten wurden auf 25 Milliarden Euro festgelegt. Ein weiterer Meilenstein wurde im Juli 2022 erreicht, als der öffentliche Nutzen des Projekts offiziell bestätigt wurde. Im Januar 2023 reichte die Vorhabenträgerin ANDRA (Agence nationale pour la gestion des déchets radioactifs) den Baugenehmigungsantrag für das geplante tiefengeologische Endlager Cigéo beim zuständigen Ministerium für die Energiewende ein.

Die Öffentlichkeitsbeteiligung

Die ANDRA hat für die Einbindung der Zivilgesellschaft einen pluralistischen Ausschuss mit verschiedenen gesellschaftlichen Vertreterinnen und Vertretern eingerichtet, in dem Leitlinien für das Verfahren entwickelt werden sollen. Dazu finden jährlich Veranstaltungen statt.

Das BASE hat zu möglichen erheblichen grenzüberschreitenden Umweltauswirkungen einen Bericht (PDF, 790 KB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm) verfasst.

Das Einlagerungskonzept

Die Einlagerung der 83.000 Kubikmeter mittel- und hochradioaktiven Abfälle ist in 500 Metern Tiefe in einer rund 130 Meter mächtigen Tonformation geplant. Eingelagert werden sollen ausschließlich Abfälle von wiederaufbereiteten Brennelementen. Das Konzept sieht vor, dass die Stahlbehälter mit den radioaktiven Abfällen mindestens 100 Jahre rückholbar sein sollen. Die industrielle Pilotphase, beginnend mit der Handhabung mit „kalten“ Testbehältern, ist ab 2025 vorgesehen. Eine Einlagerung radioaktiver Abfälle ist erst nach Erteilung einer Betriebsgenehmigung durch die Aufsichtsbehörde ASN (Autorité de sûreté nucléaire) vorgesehen. Diese wird für den Zeitraum 2035-2040 angestrebt.

Weitere Informationen

Endlagerung in der Schweiz

Das Wirtsgestein

Tongestein (Opalinuston) in den Standortgebieten Zürich Nordost, Jura Ost oder Nördlich Lägern

Das Auswahlverfahren

Felsstrukturen im Felslabor Felslabor Mont Terri Schweiz
Quelle: dpa Im Felslabor Mont Terri, Schweiz, werden die Eigenschaften des Opalinustons erforscht.

Zuletzt wurden im Suchverfahren für ein Endlager die Standort-gebiete Zürich Nordost, Jura Ost und Nördlich Lägern vertieft untersucht. Von 2019 bis 2022 führte die Vorhabenträgerin in allen Standortgebieten Tiefbohrungen durch und erstellte vergleichende Sicherheitsanalysen. Auf Basis ihrer Erkenntnisse gab die Vorhabenträgerin im September 2022 bekannt, dass das Standortgebiet Nördlich Lägern aus ihrer Sicht am besten geeignet ist und hat die Errichtung eines Kombilagers für hochradioaktive sowie schwach- und mittelradioaktive Abfälle vorgeschlagen. Das Standortgebiet befindet sich nördlich von Zürich und grenzt unmittelbar an die deutsche Gemeinde Hohentengen im Landkreis Waldshut an. Der geplante Standort für die oberirdischen Anlagen liegt wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.

Im nächsten Schritt wird die Vorhabenträgerin ausführliche Genehmigungsunterlagen zu dem Standortvorschlag ausarbeiten, die voraussichtlich Ende 2024 eingereicht werden sollen. Den endgültigen Standort legt der Bundesrat nach bisherigen Planungen Ende der 2020er Jahre fest. Das Schweizer Parlament muss diesen Entscheid genehmigen. Der Parlaments-entscheid kann in die Volksabstimmung gehen (fakultatives Referendum). In diesem Fall fiele die Standortentscheidung durch die Schweizer Bürger:innen voraussichtlich Anfang der 2030er Jahre. Ein Endlager für hochradioaktive Abfälle könnte dann ab 2060 zur Verfügung stehen.

Die Öffentlichkeitsbeteiligung

Zentraler Bestandteil des Auswahlverfahrens ist die „regionale Partizipation“: Betroffene Gemeinden, organisierte Interessengruppen und die Bevölkerung können in dafür geschaffenen Gremien ihre Forderungen, Anliegen und Bedürfnisse einbringen. Das BASE ist von deutscher Seite für die grenzüberschreitende Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung zuständig. Es bündelt die Interessen der Bewohner:innen auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland, schafft Plattformen zum Dialog und informiert die Öffentlichkeit über Beteiligungsmöglichkeiten.

Das Einlagerungskonzept

Infobroschüre zur Endlagersuche in der Schweiz - zum Download klicken

Der Standort Nördlich Lägern bietet laut Vorhabenträgerin im Vergleich zu den anderen untersuchten Gebieten die größte geologische Barrierewirkung, die beste Stabilität der Gesteins-schichten sowie eine hohe Flexibilität für die Anordnung des unterirdischen Lagers. Die Einlagerung der radioaktiven Abfälle soll in einer Tongestein-Schicht in ca. 800 Metern Tiefe erfolgen. Hier sollen sowohl Lagerfelder für schwach- und mittelradioaktive Abfälle als auch für hochradioaktive Abfälle errichtet werden.

Die Einlagerung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle soll voraussichtlich ab 2050 beginnen, die Einlagerung der hochradioaktiven Abfälle ab 2060. Die grundlegenden Eigenschaften des Opalinustons für die Endlagerung radioaktiver Stoffe werden unter anderem im Felslabor Mont Terri im Kanton Jura untersucht. Dem internationalen Forschungsprojekt ist auch das BASE beigetreten, um Experimente zu entwerfen und durchzuführen und sich am internationalen Erfahrungsaustausch zu beteiligen.

Weitere Informationen:

Endlagerung in Schweden

Das Wirtsgestein

Kristallin in der Gemeinde Östhammar, etwa 150 Kilometer nördlich von Stockholm

Das Auswahlverfahren

Das Verfahren zur Endlagersuche begann im Jahr 1992 und wurde auf Basis von Freiwilligkeit durchgeführt. Anfragen zur Teilnahme gingen an jede Gemeinde in Schweden. Zwei Gemeinden, in denen erste Studien durchgeführt worden waren, sprachen sich in Abstimmungen aber schließlich gegen die weitere Erkundung als Endlagerstandort aus. Stattdessen wurden ab 2002 in zwei anderen Gemeinden Probebohrungen durchgeführt. Nach der Analyse der Geologie fiel die Wahl auf Forsmark in der Gemeinde Östhammar.

Im Jahr 2011 hat der Betreiber SKB einen Antrag auf ein Endlager für abgebrannte Brennelemente gestellt. Der Antrag wurde generell positiv beurteilt, jedoch wurden weitergehende Nachweise zur Beständigkeit der Kupferbehälter gefordert, welche SKB nachgereicht hat. Das schwedische Parlament hat am 27. Januar 2022 den Bau eines Endlagers genehmigt. Der parlamentarischen Genehmigung muss nun ein Umweltgericht zustimmen, bevor mit dem Bau begonnen werden kann. SKB erwartet den Baubeginn in den frühen 2020-er Jahren bei einer Bauzeit von ungefähr 10 Jahren.

Die Öffentlichkeitsbeteiligung

Voraussetzung für einen potenziellen Standort war stets die Zustimmung der Einwohner:innen. Mehrere Gemeinden verließen das Verfahren, weil sich die Bevölkerung in Referenden dagegen aussprach. Die schwedische Regierung wird während des Prozesses von einem unabhängigen wissenschaftlichen Gremium beraten.

Das Einlagerungskonzept

Schweden und Finnland verwenden ein sehr ähnliches Einlagerungskonzept: Zunächst werden 500 Meter lange Stollen in das Wirtsgestein getrieben. Die Behälter bestehen aus Kupfer und sollen gasdicht und korrosionsbeständig sein. Die Hohlräume in den Einlagerungsstrukturen des Endlagers sollen mit Bentonit verfüllt werden.

Länder ohne bisher festgelegten Endlagerstandort

Großbritannien

In Großbritannien basiert das Verfahren auf einem Freiwilligenansatz. Es wurde ein landesweites geologisches Screening durchgeführt, die Suche umfasst dabei sowohl Salz-, Ton- als auch kristalline Formationen. Gemeinden mit geeigneter Geologie sind aufgerufen worden, sich für einen Standort zur Verfügung zu stellen. Für eine zukünftige Standortgemeinde sollen Kompensationen durchgeführt werden, deren Umfang aber noch nicht konkretisiert wurde. Es gibt keine gesetzliche Pflicht, die Öffentlichkeit bei Genehmigungsfragen mit einzubeziehen. Jedoch versucht das Office for Nuclear Regulation die Prozesse transparent zu gestalten: Unterlagen werden durch die Behörden im Internet veröffentlicht. In den meisten nuklearen Anlagen gibt es Interessensvertretungen mit der Möglichkeit der Öffentlichkeitsbeteiligung.

Tschechische Republik

In der Tschechischen Republik ist die Endlagerung in Form eines nationalen tiefen geologischen Endlagers im Granit nach 2065 vorgesehen. Der Standort sollte ursprünglich bis zum Jahr 2018 festgelegt sein. Dies wurde bisher jedoch noch nicht erreicht. Derzeit ist die Erkundung gestoppt. Die staatliche Organisation Surao hofft auf Zustimmung der Gemeinden, die Erkundung bald fortsetzen zu können. 2010 wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die den Dialog mit der betroffenen Öffentlichkeit führt.

Slovakei

In der Slowakei werden gegenwärtig zwei Möglichkeiten geprüft: Zum einen die Errichtung eines nationalen tiefen Endlagers für die direkte Einlagerung. Zum anderen die Beteiligung an einem internationalen tiefen Endlager. Die Entscheidung über das weitere Vorgehen steht noch aus.

Japan

In Japan war ursprünglich ein Auswahlansatz vorgesehen, bei dem die Bevölkerung Standortvorschläge machen soll. Diese Vorschläge sollten dann detailliert erkundet werden, das Endlager sollte laut dieser Planung Ende der 2030er-Jahre in Betrieb gehen. Jedoch ist bis heute kein Standort festgelegt.

Litauen

Litauen muss sowohl schwach- und mittelradioaktive Abfälle als auch hochradioaktive Abfälle und abgebrannte Brennelemente aus der kommerziellen Energiegewinnung aus zwei Leistungsreaktoren entsorgen.
Für die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle ist eine Entsorgung in einem oberflächennahen Endlager geplant. Für die langlebigen mittelradioaktiven sowie die hochradioaktiven Abfälle und die abgebrannten Brennelemente wird ein Standort für ein tiefes geologisches Endlager gesucht. Der Auswahlprozess hat im Jahr 2019 begonnen, eine Standortentscheidung wird für das Jahr 2047 angestrebt. Mehr über die Endlagersuche in Litauen

Multinationale Ansätze zur Endlagerung

Ein multinationaler Ansatz, also eine gemeinsame Lösung von Endlagerprojekten aus mehreren Ländern, wird in Lettland, Slowenien, Slowakei, den Niederlanden und den Vereinigten Arabischen Emiraten in Betracht gezogen – konkrete Planungen sind derzeit aber nicht im Gang. In Deutschland wäre solch eine Lösung gesetzlich untersagt.